«Umstände unklar» im Fall der Brasilianerin
«Umstände unklar» im Fall der Brasilianerin
Stadtpolizei Zürich zur angeblichen Misshandlung am Bahnhof Stettbach
«Die Umstände, die zu diesen Verletzungen geführt haben, sind unklar.» Das schreibt die Stadtpolizei Zürich in einer kurzen Mitteilung an die Medien zum Fall der 26-jährigen Brasilianerin, die nach ihren eigenen Angaben am Bahnhof Zürich Stettbach überfallen und malträtiert wurde. Im Folgenden dokumentiert NZZ Online das Communiqué im Wortlaut:
«Am Montagabend, 9. Februar 2009, wurde die Stadtpolizei Zürich zum Bahnhof Stettbach gerufen, da sich dort eine Frau mit Schnittverletzungen befand. Die Umstände, die zu diesen Verletzungen geführt haben, sind unklar. Die Stadtpolizei Zürich ermittelt und sucht Zeugen.
Kurz nach 19.30 Uhr meldete sich ein Mann telefonisch bei der Stadtpolizei Zürich und forderte Hilfe für eine Frau beim Bahnhof Stettbach an. Vor Ort trafen die Polizisten auf eine 26-jährige Brasilianerin die oberflächliche Schnittwunden aufwies. Unter anderem waren an verschiedenen Körperteilen einzelne eingeritzte Buchstaben erkennbar.
Die Frau gab an, zuvor von drei unbekannten Männern überfallen, mit Fusstritten traktiert und mit einem Messer verletzt worden zu sein. Weiter erklärte sie, dass sie schwanger sei und nach der Tat in der nahe gelegenen Toilette beim Bahnhof Stettbach eine Fehlgeburt erlitten habe. Durch Schutz & Rettung Zürich wurde die Frau für weitere Abklärungen ins Spital gebracht. Am Tatort wurde eine umfassende Spurensicherung gemacht.
Über medizinische Abklärungen kann derzeit keine Auskunft gegeben werden.
Die genauen Umstände des Vorfalls sind unklar. Die Stadtpolizei Zürich ermittelt in allen Richtungen. Personen, die kurz nach 19.30 Uhr an der Dübendorfstrasse 447, beim Bahnhof Stettbach, in der Umgebung des Notausgangs verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, werden gebeten, sich mit der Stadtpolizei Zürich, Tel. 0 444 117 117, in Verbindung zu setzen.
Aus Persönlichkeitsschutzgründen und aus ermittlungstaktischen Gründen können zurzeit keine weiteren Auskünfte erteilt werden. Sobald weitere Erkenntnisse vorliegen, werden wir die Medien wieder orientieren.»
Zeugenaufruf nach Vorfall mit Brasilianerin
Zeugenaufruf nach Vorfall mit Brasilianerin
Polizei ermittelt «in alle Richtungen»
Die Stadtpolizei Zürich hat bisher keine abschliessenden Erkenntnisse zum Fall einer jungen Brasilianerin, die beim Bahnhof Zürich Stettbach mit Schnittverletzungen gefunden wurde. Brasilianische Medienberichte suggerieren, dass ein Übergriff mit rassistischem Hintergrund verübt wurde. Die Polizei schliesst aber offenbar nicht aus, dass die Frau sich selbst verletzte.
-yr. Nach Berichten in brasilianischen Medien, wonach am Montagabend in der Nähe des Bahnhofs Zürich Stettbach eine 26-jährige Rechtsanwältin aus Brasilien von drei Rechtsextremen geschlagen und mit einem Messer verunstaltet worden sei, hat die Stadtpolizei Zürich am Nachmittag kurz vor 15 Uhr erstmals zu dem Vorfall Stellung genommen.
«SVP»
In einer Medienmitteilung schreibt die Stadtpolizei, ein Mann habe am Montagabend telefonisch Hilfe für eine Frau angefordert. Am Bahnhof Stettbach traf dann eine Patrouille auf eine 26-jährige Brasilianerin, die oberflächliche Schnittverletzungen aufgewiesen habe. Die Frau sei ins Spital gebracht worden. Unter anderem seien an verschiedenen Körperstellen eingeritzte Buchstaben erkennbar.
Mehrere brasilianische Zeitungen, darunter «O Globo» und «Estado de São Paulo», haben Fotos veröffentlicht, die solche Schnittverletzungen zeigen. Unter anderem sind deutlich die Initialen «SVP» zu erkennen. Der Name der jungen Brasilianerin wird mit Paula Oliveira angegeben. Gestützt auf Informationen des Aussenministeriums und ihres Vaters wird weiter berichtet, die Frau sei im dritten Monat mit Zwillingen schwanger gewesen. Nach der Misshandlung durch die unbekannten Täter habe sie einen Abort erlitten.
Spurensicherung
Dazu schreibt die Stadtpolizei Zürich in ihrer Medienmitteilung, bei der Befragung habe die Frau erklärt, nach der Tat habe sie in der Toilette beim Bahnhof Stettbach eine Fehlgeburt erlitten. Über die vorgenommenen medizinischen Abklärungen könne derzeit keine Auskunft gegeben werden. Am mutmasslichen Tatort sei eine umfassende Spurensicherung gemacht worden.
Diplomatische Demarche
Diplomatische Demarche
-yr. Der brasilianische Aussenminister Celso Amorim hat sich am Donnerstag an den Schweizer Botschafter in Brasilien, Wilhlem Meier, gewandt. Botschafter Meier wird aufgefordert, im Zusammenhang mit der mutmasslichen Misshandlung einer Brasilianerin beim Bahnhof Zürich Stettbach über sämtliche Ermittlungsresultate zu berichten. Dies berichtet «O Globo», die grösste Zeitung Brasiliens, in ihrer Online-Ausgabe.
Zusammenfassend schreibt die Stadtpolizei, die genauen Umstände des Vorfalls seien unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Die Polizei sucht Zeugen, die im Zusammenhang mit dem gemeldeten Vorfall verdächtige Beobachtungen gemacht haben, insbesondere kurz nach 19 Uhr 30 an der Dübendorfstrasse 447 beim Bahnhof Stettbach, in der Umgebung des Notausgangs. Hinweise werden entgegen genommen unter der Telefonnummer 044 411 71 17. Abschliessend heisst es im Communiqué, aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und aus ermittlungstaktischen Gründen könnten zurzeit keine weiteren Auskünfte erteilt werden.
Politische Verbindungen
Das mutmassliche Opfer stammt aus Recife, lebt laut Angaben brasilianischer Medien in Dübendorf und ist mit einem Schweizer liiert. Die Frau arbeitet in Zug bei der Schweizer Niederlassung eines dänischen Reederei-Unternehmens.
Der Vater der Brasilianerin, Paulo Oliveira, hat in einem Zeitungsinterview Vorwürfe gegen die Zürcher Polizei erhoben. Er hält sich zurzeit offenbar in der Schweiz auf. Er ist Berater von Roberto Magalhães, einem Abgeordneten im brasilianischen Bundesparlament; dieser war früher Gouverneur im brasilianischen Gliedstaat Pernambuco.